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Mein lieber Schwan!

Über die Theater-AG unter Leitung von Frau Döring und Frau Geppert machten wir vor einiger Zeit die Bekannschaft mit Janet Grau. Die amerikanische Künstlerin lud uns alle zu einem außergewöhnlichen Workshop in die Semperoper ein. Am Ende eines spannenden Tages rund um Wagnermusik, entschieden wir uns, genau wie vier Mädchen des Herdergymnasiums zur Teilnahme am Projekt von Janet.

Einige Wochen später trafen wir uns im Graupaer Wagnermuseum, um die Szenen für unser "Wechselspiel mit Wagners 'Lohengrin'" einzustudieren und zu filmen. Das Ergebnis ist sehr sehenswert und hat uns beiden die Chance gegeben, unsere Schauspielleidenschaft in Stück weiter auszuleben.

Wiebbke Patzak, Lena Langer, Klasse 10/2

In der Sächsische Zeitung, am 6.02 2012, wurde von unserem Projekt berichtet:
Mein lieber Schwan! Junge Leute finden Wagner cool und drehen einen Film. In dem geht es um mehr als nur klassische Musik.

Die fünf Pirnaer Gymnasiastinnen fühlten sich wie im Kino. Und die, die da am Sonnabend auf der Leinwand im Saal des Graupaer Jagdschlosses zu sehen waren, das waren sie. Zum ersten Mal sahen sie sich selbst so groß in „Mein lieber Schwan“. Super und klasse sei das Gefühl gewesen. Doch nicht nur deshalb würden sie sich sofort nochmal auf das Wechselspiel mit Richard Wagner einlassen.

Was die sechs jungen Mädchen mit der Künstlerin Janet Grau in nur zwei Tagen erarbeitet haben, ist mehr als ein Wechselspiel zwischen ihnen und Wagners Lohengrin-Musik. Sie haben sich auf etwas eingelassen, was sie und Wagners Oper bereichert hat. So sah wahrscheinlich noch niemand die Szene, in der Lohengrin auf dem Schwan naht, um Elsas Unschuld zu beweisen.

Begonnen hat es mit einem Workshop in der Dresdner Semperoper. Mit verbundenen Augen ging es auf Entdeckungstour zu Wagner. Die Schüler sollten sich auf die Musik konzentrieren. Zwar hatte Janet Grau gedacht, sie wüssten nicht, um wessen Musik es sich handelte, doch die Gymnasiasten lasen die Zettel aufmerksam und wussten Bescheid. Die Hälfte der Teilnehmer an dem Workshop schreckte es ab, die andere Hälfte wollte weiter mit Janet Grau arbeiten. Die aus Amerika stammende Performance-Künstlerin wusste schon nach kurzer Zeit, wer welche Rolle übernimmt. Diese „krasse Menschenkenntnis“ überraschte Lena Langer, die die Ortrud verkörpert.

Lisa Heilmann gibt den Bewegungen des Tieres so viel Grazilität, das man tatsächlich einen Schwan dahingleiten sieht. Sylvia Kitlak lässt die Elsa leiden und sich sehnen, dass alle Worte überflüssig wären. Annemarie Stricker muss einmal beim Handkuss für Elsa lachen. „Da habe ich an was anderes gedacht“, sagt sie und lacht schon wieder und mit ihr die anderen. Auch der verlachte Handkuss ist im Film zu sehen. Er gibt dem Wechselspiel eine weitere Nuance.

Der Film dauert im Gegensatz zur vierstündigen Lohengrin-Oper nur 17 Minuten. 17 Minuten Musik von Wagner, kein gesprochenes Wort, dafür leben die sechs Mädchen die Musik. Ihren Gesichtern und Gesten ist anzusehen, was die Musik vermitteln will. Auf den Punkt verbinden sich die Noten mit den Darstellungen.

Janet Grau wollte niemandem etwas beibringen oder eine neue Bühnenproduktion schaffen. Sie wollte Wagner den jungen Leuten nahebringen. Das ist ihr gelungen. Am Ende haben sich alle bei Pizza und Popcorn die vierstündige Oper als Video angesehen. Auf ihren MP3-Playern haben die Mädchen Wagner zwar nicht, aber die Musik mögen sie inzwischen.

„Ich glaube, er wäre begeistert“, sagt Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (Freie Wähler). Er und viele Besucher sind begeistert und der, den er meint, ist Wagner. Eltern, Freunde und Kunstkenner loben die Darstellerinnen.

Der Film ist nun in der Ausstellung zu sehen. Der Bildschirm ist zwar kleiner als die Leinwand im Saal, dem Stolz der jungen Leute tut es keinen Abbruch. Ihr Wechselspiel ist nun Teil der Ausstellung, die mit der Aufführung am Sonnabend eröffnet wurde. „Dieses Haus wird viele Freunde brauchen“, sagte Katja Mieth, die Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen.

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