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Eine Zeitzeugin berichtet

Alle Schüler der zehnten Klassen und einige Schüler der neunten waren am Donnerstag, dem 20.01.2011, in der Aula versammelt und folgten sehr aufmerksam dem, was unser Gast aus Prag, Frau Lisa Miková, zu erzählen hatte. Frau Miková, 1922 als einzige Tochter eines jüdischen Ehepaars in Prag geboren, hat erlebt, wie mit der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Deutschen die Rechte der jüdischen Bevölkerung mehr und mehr beschnitten wurden.

So musste Lisa Miková das Gymnasium verlassen, ihrem Vater wurde sein Unternehmen genommen.

Im Januar 1942 begann für die Familie ein Leidensweg, der nur Frau Miková und ihren Mann, den sie im Ghetto Theresienstadt geheiratet hatte, wieder nach Prag zurückbrachte. Sehr klar, anschaulich und beeindruckend erzählte die heute 89-Jährige in hervorragendem Deutsch, was sie im Ghetto Theresienstadt und in den Konzentrationslagern Auschwitz und Mauthausen sowie im KZ-Außenlager Flossenbürg/Freiberg erleben musste.

Es gibt nicht mehr viele Frauen und Männer, die den Heranwachsenden das Leid, das der Nationalsozialismus für viele Menschen bedeutete, authentisch nahe bringen können. Deshalb bedanken wir uns ganz herzlich bei Frau Miková, dass sie aus Prag zu uns nach Pirna gekommen ist, und auch der Brücke/Most-Stiftung, die diese Begegnung im Rahmen ihres Projekts „Geschichte verbindet“ ermöglicht hat.

Kommentare tschechischer Schülerinnen und Schüler zum Zeitzeugengespräch

Es war das erste Mal, dass ich bei einem Gespräch mit einer Zeitzeugin war. Und dazu muss ich sagen, dass Frau Lisa Miková sehr detailliert gesprochen hat, damit man sich vorstellen konnte, wie es früher war. Ich muss auch an ihr Alter denken und muss ihr meinen Respekt zeigen. Diese Frau hat viel erlebt und überlebt. An dieser ganz schlimmen Sache ist glücklich, dass sie ihren Mann wiedergetroffen hat. (Caterina P.)

Jede Erinnerung an den zweiten Weltkrieg ist sehr interessant. Aber wenn vor uns eine Frau sitzt, die das alles erlebt und überlebt hat, finde ich das sehr beeindruckend. Manchmal sah es aus, als ob Frau Miková an ihren Erlebnissen nicht interessiert wäre, aber im nächsten Moment konnten wir sehen, dass alles noch in ihr liegt und dass es immer noch sehr schmerzvoll ist, darüber zu sprechen. Ich interessiere mich sehr für das Thema Shoah und ich habe schon viele Zeitzeugen gehört, aber diese Frau hat sehr viel Kraft gezeigt. (Lucie N.)

Ich denke, dass diese Frau sehr stark sein muss. Ihre Lebensgeschichte ist mehr als interessant und das, was sie erlebt hat, mehr als schrecklich. Als ich das gehört habe, hat es einen großen Eindruck auf mich gemacht und ich musste ihr immer zuhören. Es ist gut, dass sie darüber sprechen kann, überhaupt in Deutschland. Ich denke, dass der Nationalsozialismus einen Teil ihres Lebens zerstört hat. Vielleicht will sie über diese Zeit sprechen, damit so etwas Schreckliches nicht wieder passiert. (Barbora O.)

Frau Miková hatte ein unglaubliches Leben. Sie hat die schrecklichsten Plätze gesehen und auch da gelebt, Auschwitz-Birkenau und Theresienstadt. Eine jüdische Frau, die Vernichtungslager überlebt hat. Sie musste wirklich stark sein. Es war eine wirklich interessante Doppelstunde. Sie hat über alles gesprochen; Essen, Wohnung, Arbeit … alles bis zum Ende des Weltkriegeskrieges. Ich würde Frau Miková gern noch einmal treffen. (Vanesa M.)

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