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DIE GEIZIGE BÄB / O LAKOMÉ BARCE

Mit Leidenschaft gespielt

Der Tag der offenen Tür am FSG fand seinen Abschluss mit der Premiere des bilingualen Theaterstücks "Die geizige Bäb".

Der Theater AG unter Leitung von Klára Czastková und Constanze Huber ist ein Experiment der ganz besonderen Art gelungen. Zunächst hatten die beiden Leiterinnen das tschechische Märchen "O LAKOMÉ BARCE" des bekannten Prager Schriftstellers, Dramatikers und Schauspielers Jan Werich (1905 - 1980) als bilinguale Bühnenfassung bearbeitet.

Gelungen ist nun ein Stück, das Werichs Anliegen durchaus gerecht wird: menschliche Stärken und Schwächen bzw. menschliche Werte in märchenhafter Form und zeitgemäßem Kontext stringent auf der Bühne zu realisieren - aufklärerische Epik also. Das Theaterteam gestaltet eine interessante Version. Verhandelt wird in dem Stück die grundsätzliche Frage: Was ist gut? Aktuelle Bezüge bleiben angedeutet und im Raum.

Werich, der bereits 1927 das "Befreite Theater" auf der Prager Kleinseite gründete und der stark vom DADA, Surrealismus sowie von der antiken Tragödie inspiriert worden war und obendrein Freude am Absurden hatte, hätte diese Theateraufführung sicherlich Vergnügen bereitet. Die tschechischen und deutschen Schülerinnen und Schüler der bilingualen Klassen 7/3 und 8/3 spielen mit Leidenschaft und komödiantischem Talent. Ihnen gelingen groteske und absurde Szenen mit scheinbarer Leichtigkeit. Die Aufführung wirkt insgesamt natürlich, unverkrampft und heiter - souverän eben. Jeder scheint seine Rolle zu leben: allen voran Kateřina Schiffnederová in der Rolle der Bäb. Sie überzeugt als geizige, missgünstige und verschlagene Haushälterin des Dorfpfarrers, ebenso Magdalena Kazdová als Nachtwächter. Lucy Reichelt als Landstreicher, Martin Bureš als Schulmeister, Amelie Kasparek als dessen Frau und Emil Zschornack als Pfarrer spielen ihre Rollen ebenfalls fabelhaft. Auch Eileen Schöpke als Bürgermeister, Hanna Wegner als Frau des Bürgermeisters, Romana Tlustá als Reh und Jenny Kretschmer, Lina Wolf, Sophie Müller, Saskia Wolf, Josephine Sonntag, Alexandra Thiery, Dorothee Schöffel und Hana Tobiášová als Kinder des Schulmeisters spielen mit Überzeugungskraft.

Ein besonderes Highlight der Aufführung ist der Auftritt der Schweine, die eigentlich" in die Pfanne" des selbstgefälligen Dorfpfarrers sollen, die nach einem von Klara Czastková umgeschrieben tschechischen Volkslied Polka tanzen - eine heitere und gelungene Mischung von absurdem und Volkstheater. Spätestens damit werden die Herzen der zahlreichen Zuschauer erobert, werden Rhythmus und Heiterkeit auf das Publikum übertragen.

Die Musik trägt neben den bilingualen Erklärungen von Nachtwächter und Landstreicher die Handlung und fungiert als Vermittlerin zwischen zweisprachigem Publikum und tschechischen und deutschen Sprachanteilen der Darsteller. Die Lieder, Liedtexte und Liedauswahl sind überlegt, passend, werden ernst genommen und wirken leicht, aber keineswegs banal.

Spätestens an dieser Stelle muss die besondere Leistung der AG Bühnenbild unter Leitung der Fachlehrerin für Kunst Manon Vogel erwähnt werden, die auch die Kostüme ausgewählt und angefertigt hat und somit einen beträchtlichen Anteil am Gelingen des Theaterabends hat. Alles in allem: kein klassisches Märchen, "eher eine moderne Geschichte, in der Humor und Weisheit als typische Elemente für Werichs Märchen nicht fehlen", so C. Huber und K. Czastková.

Was in positiver Erinnerung bleibt: eine gelungen Premiere, ein heiterer Theaterabend und ein schöner Abschluss des Tages der offenen Tür. Herzlichen Glückwunsch allen Beteiligten und vielen Dank für diesen wunderbaren Abend!

A.K.

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