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Ein Kennenlernen der sudetendeutschen Geschichte – Schmochtitz 2019 (28.-30.10.2019)

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Die Deutsch-Tschechische Geschichte ist von vielen ergreifenden Erlebnissen geprägt.   Nach Phasen der Annäherung folgten auch Phasen der Aggression und der Vertreibung.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden Sudetendeutsche aus der damaligen Tschechoslowakei verjagt und verfolgt. Bis zur Potsdamer Konferenz am 2.8.1945 nannte man es die Phase der Wilden Vertreibung. Dabei wurden Sudetendeutsche entrechtet und enteignet, basierend auf sehr aggressivem Vorgehen. Erst mit der Potsdamer Konferenz regelte man eine „geordnete Vertreibung“. Die Schüler des binationalen Projektes der Jahrgangsstufe 12 am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna haben sich intensiv über diese Phase im Rahmen des Faches Deutsch-Tschechische Beziehung auseinandergesetzt. Der Höhepunkt des Themenkomplexes war das Treffen mit Sudetendeutschen vom 28.10.-30.10.2019 in Schmochtitz, die diese Vertreibung persönlich erfahren haben.

Am Tag unserer Ankunft am 28.10.2019 lernten wir die Zeitzeugen Frau Kumpert, Herr Schmidt, Herr Peukert und Herr Kautzky kennen. Sie alle hatten bewegende Geschichten über ihr Leben als Vertriebe zu erzählen. Bevor es zum Treffen mit den Zeitzeugen ging, machten wir erst einmal Bekanntschaft mit der Umgebung in Schmochtitz. Das Cyril- Metoděj-Denkmal war dabei unser erster Anlaufpunkt. Bereits vor Ort wurde uns durch die Zeitzeugen Wissenswertes berichtet. Danach fuhren wir auf das Gelände des Bischof-Benno-Hauses. Dort wurden wir mit den Räumlichkeiten und der Kirche vertraut gemacht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und dem Bezug der Zimmer wurde schon die Arbeit in den Zeitzeugengruppen aufgenommen. Eine Gruppe von jeweils 3 bis 4 deutschen und tschechischen Schülern hat dabei einen Zeitzeugen über den gesamten Zeitraum interviewt und versucht, sein Leben als Vertriebener nachzuvollziehen. Nach intensiver Arbeit wurde dann am Abend gemeinsam der Film „Habermann“ geschaut, in welchem auch die Thematik der Sudetendeutschen-Vertreibung aufgenommen wurde. Im Anschluss an den Film erfolgte eine rege Diskussion unter den Schülern über die Wahrnehmung des Filmes. So ging der erste Tag in Schmochtitz vorüber.

Nach einem wunderbaren Frühstück wurde weiter in den Zeitzeugengruppen gearbeitet. Der Tag wurde ausgiebig genutzt, um so viele interessante Gespräche wie möglich zu führen und Material über das Erlebte der Zeitzeugen zusammenzutragen. Mahlzeiten wurden natürlich dazwischen geschoben, wir mussten ja auch bei Kräften bleiben.

Am Abend wurde dann die Ausstellung des sächsischen Kultusministeriums „Nation und Minderheit“ eröffnet. Auch das Thema der Minderheiten im sächsischen Raum sowie in Europa war in der Ausstellung zu finden. Zur Eröffnung brachte Martin Starý eine wunderbare musikalische Darbietung am Klavier. Mit einem gemeinsamen Kegelabend endete der 2. Tag.

Zu einem letzten Gespräch mit den Zeitzeugen trafen wir uns am Vormittag des 3. Tages. Danach wurden die Präsentationen des Erfahrenen und der gewonnenen Ergebnisse vorbereitet. Am Nachmittag hat jede Arbeitsgruppe den jeweils befragten Zeitzeugen mit seinem Erlebten vorgestellt. Es waren interessante und ergreifende Momente, die hier präsentiert wurden.

Nach der Vorstellung der Präsentationen verabschiedeten wir uns und fuhren zurück nach Pirna.

Im Namen aller Schüler möchten wir uns bei den Zeitzeugen Frau Kumpert, Herr Schmidt, Herr Kautzky und Herr Peukert bedanken, welche sich Zeit genommen haben, sich unseren Fragen zu stellen und über ihr Leben als Sudetendeutsche Vertriebene zu berichten. Auch möchten wir uns beim Bischof-Benno-Haus bedanken, für die wunderschöne Unterkunft und die hervorragende Verpflegung.

Ein besonderer Dank geht auch an das Sächsische Ministerium des Inneren für die finanzielle Förderung, als auch an die Lehrkräfte Frau Šťastná, Herr Křenek und Herr Steinert, welche uns hervorragend betreut haben und uns so dieses prägende Erlebnis in Schmochtitz ermöglichten. Wir freuen uns schon alle sehr auf das baldige Wiedersehen mit den Zeitzeugen, um ihnen die ganz persönlichen Lebensläufe detailliert präsentieren zu können.

Max Müller und Filip Krupa, Schüler der Jahrgangsstufe 12

--- Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. ---

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