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Goldenes Abituriententreffen

Fünf Jahrzehnte nach ihrem Abitur haben sich die einstigen Schüler in der Aula des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zusammengefunden, um sich zu erinnern. Und da gibt es eine Menge zu erzählen: „Sie werden wieder wunderbar jung und fantastisch albern“, sagt Schulleiter Bernd Wenzel.

Erst als Henrik Höninger ans Rednerpult tritt, kehrt Ruhe in den Saal. „Da ich in der Schulzeit nicht weiter aufgefallen bin, kennt mich sowieso keiner mehr“, beginnt er seine Ansprache.

Die ehemaligen Schüler lachen. Auch als er Grüße aus Berlin ausrichtet – nicht von Angela Merkel, wie er sagt, sondern von einem ehemaligen Physiklehrer – tobt der Saal mit den rund 95 ehemaligen Abiturienten.

Freiheit nur von kurzer Dauer

In der Tat fällt es den meisten Anwesenden nicht leicht, einstige Klassenkameraden ausfindig zu machen. Das musste auch Organisator Höninger feststellen: „Wir haben uns mehrmals getroffen, um die Sache vorzubereiten – und uns überhaupt wiederzuerkennen.“

Am 17. Juni 1961 feierten fünf Klassen der Rainer-Fetscher-Oberschule Abitur. „Für uns 18-Jährige war es ein erster Schritt in die Freiheit“, sagt Höninger rückblickend. Doch für die Jugendlichen ist der Sommer 1961 keine Freiheit von Dauer. „Am 17./18. Juni war Heidenau bereits in Aufruhr. Später war es dann nicht nur die Stadt Heidenau, sondern auch Berlin“, sagt er und meint damit den beginnenden Mauerbau im August. Klassentreffen zu DDR-Zeiten waren deswegen nicht so einfach. „Ich wurde oft gefragt, ob auch jemand aus dem Westen dabei ist. Aus politischen Gründen kamen dann immer wieder Absagen“, sagt Höninger.

Streiche sind verblasst

Die Mittsechziger freuen sich vor allem über die Anwesenheit des ehemaligen Lehrers Hugo Jensch: Der heute 83-Jährige unterrichtete Geschichte, Deutsch und Staatsbürgerkunde in der Oberstufe. An die Streiche seiner Schützlinge kann sich der Pirnaer jedoch nicht mehr erinnern: „Bei so vielen Klassen, die ich hatte, fällt es schwer, einzelne Sachen zuzuordnen.“ Für die Frauen und Männer ist die Teilnahme von Jensch nicht selbstverständlich, denn über 20 Klassenkameraden sind bereits verstorben. Es wird still, als sie ihrer gedenken.

Doch spätestens beim Gang durch das Schulgebäude finden alle ihre Sprache wieder, besuchen Klassenzimmer, und der eine oder andere erinnert sich an seinen Sitzplatz. Elke Knierim schwärmt heute noch von ihrem Physiklehrer. „Wir hatten einen jungen und hübschen Lehrer. Alle Mädchen waren in ihn verknallt. Außerdem konnte er den Stoff gut vermitteln.“ Karla Thomä aus Dresden ist zum ersten Mal wieder im sanierten Schulgebäude. „Ich finde es sehr schön, aber auch etwas befremdlich.“

Bevor es für ausgiebige Gespräche ins Brauhaus „Zum Gießer“ geht, übergibt Höninger eine Spende von 400Euro an Schulleiter Wenzel.

Artikel von Kristin Wolf in der Sächsischen Zeitung vom Montag, 26. September 2011

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